Gewebespende – warum?
Die Transplantation menschlicher Gewebe gehört heute zur etablierten Therapie. Für viele erkrankte Patienten ist sie lebensrettend (Transplantation von Herzklappen) oder ermöglicht ihnen die soziale Integration, beispielsweise durch die Wiedererlangung ihrer Arbeitsfähigkeit.
Was ist Gewebe?
Unter Gewebe versteht der Gesetzgeber die aus Zellen bestehenden Bestandteile des menschlichen Körpers, die keine Organe sind. Gewebe unterliegen den Regelungen des Gewebegesetzes, des Transplantationsgesetzes, des Arzneimittelgesetzes und weiterer Gesetze (siehe Linksammlung).
Welche Gewebe werden transplantiert?
Augenhornhäute, Amnion, Knochen, Knorpel, Herzklappen, Herzbeutel, große Blutgefäße, Sehnen und Gelenkbänder.
Was bewirken Gewebetransplantate?
Durch eine Augenhornhauttransplantation können Menschen wieder adäquat sehen. Die Transplantation von Knochengewebe hilft, die Heilung nach Verletzungen und Gelenkoperationen (z.B. bei Ersatz des Hüftgelenkes, Frakturen, Tumorerkrankungen) zu beschleunigen und die Mobilität zurück zu gewinnen.
Die Transplantation menschlicher Herzklappen führt zur Heilung einer lebensbedrohlichen Herzerkrankung (z. B. Endokarditis) und zur vollständigen Wiederherstellung der Gesundheit.
Warum soll man sich für die Gewebespende entscheiden?
Insbesondere im Bereich der Cornea-Transplantation besteht in der Bundesrepublik Deutschland eine große Warteliste, d.h. von jährlich ca. 9.000 notwendigen Transplantationen können nur etwa 5.000 durchgeführt werden. Auch die Versorgung mit muskuloskelettalen Geweben (Knochen, Sehnen, Bänder), die bei etwa 40.000 Transplantationen pro Jahr liegt, kann nur eingeschränkt gesichert werden. Ebenso kann der Bedarf an menschlichen Herzklappen, die vor allem bei Kindern eingesetzt werden, derzeit nicht gedeckt werden. Das gilt ebenfalls für Gefäßtransplantate, deren Einsatz bei infizierten künstlichen Gefäßprothesen lebensrettend ist. Ursache für die unzureichende Versorgung der Patienten ist der extreme Mangel an Gewebetransplantaten.
Ziel ist es daher, dass alle Patienten zeitgerecht mit einem Transplantat versorgt werden können und ihnen langes Leiden erspart bleibt.
Voraussetzung für den Erfolg der Gewebespende ist, dass sich ein jeder zu Lebzeiten über die Gewebespende in Verantwortung für sich und andere umfassend informiert und seine Entscheidung für oder gegen die Gewebespende seiner Familie, seinen Freunden oder Bekannten mitteilt. Diese Entscheidung kann auch im Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung dokumentiert werden. Sehr oft lehnen Angehörige die Gewebespende nur deshalb ab, weil sie sich scheuen, ohne Kenntnis des Verstorbenenwillens, der Entnahme von Geweben zuzustimmen. Die Gewebeentnahme führt nicht, wie häufig befürchtet wird, zu einer Entstellung des Verstorbenen. Alle Wunden werden – wie bei größeren Operationen – chirurgisch verschlossen und der Körper z. B. bei entnommenen Knochen mit Hilfe von Prothesen rekonstruiert.